Fussball

Tugend aus Not statt Etikettenschwindel

Peter Stöger und die Wiener Austria haben vorexerziert, wie man aus der (Geld-)Not eine Tugend macht. Der Herr Sportdirektor ist sich nicht zu schade, sich als früherer Meistermacher auch wieder auf die Trainerbank zu setzen bei (s)einem Verein, der wie eine Kaisersemmel kracht. Zwei Jobs in einem Mann und einer Hand, ja darf´s denn so etwas überhaupt noch geben in einer (Fußball- und Sport-) Welt, in der es vor mehr oder weniger aufwendigen Handlangern nur so wimmelt? Wenn sich RedBull in Klub- und Akademie-Dependancen von Salzburg über Leipzig bis New York, Südamerika und Afrika einen (inzwischen pensionierten) Capo a la Ralph Rangnick und unter ihm dienende Sportdirektoren leisten kann bzw. muss, so macht das bei dieser vorbildlichen Großinvestition über Kontinente hinweg durchaus Sinn. Aber wie steht es da zum Beispiel um Liverpool? Würde Jürgen Klopp, als Manager der „Reds“ so etwas wie ein Gesamtkunstwerk, über sich einen (Sport-)Direktor dulden? Seid ihr „be-kloppt“, würde er wohl sagen! Also: Nie und nimmer, da möchte ich wetten! Schließlich trägt der Startrainer wie Jose Mourinho („Number 1“) bei Tottenham Hotspur, wie Pep Guardiola bei ManCity, wie Ralph Hasenhüttl bei Southampton, die Verantwortung über alles, was den Sport betrifft. Hierzulande, wo abseits von Salzburg alle anderen Vereine im internationalen Vergleich eher „Liliput“-Unternehmen sind, hat sich die Installation des Sportdirektors vor Jahren so eingebürgert, als hätten vordem Vereine ohne diese neue Institution nicht existieren können. Und weil es ja so klingt, als wäre man mit einem Sportdirektor nicht nur am Puls der Zeit, sondern ihr womöglich gar im hochtrabenden Galopp voraus, bekränzen sich jetzt auch viele andere Sportverbände hierzulande mit Sportdirektoren, deren Ämter früher meist von unbezahlten, ehrenamtlichen und doch sach- und fachkundigen Personen ausgefüllt worden waren. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg, aber meist mit Herzblut, das sie ihrem Sport wie Sportler (Inne)n opferten. Das lässt sich ebenso an internationalen Fußball-Resultaten wie an olympischen, WM-, Weltcup- und EM-Ergebnissen in allen anderen Sportarten über Jahrzehnte hinweg bis zur Gegenwart ablesen. Direktoren oder Manager, das hat natürlich einen ganz anderen Klang als Trainer oder Übungsleiter. Nicht überall, aber in vielen Bereichen unserer kleinen Sportwelt handelt es sich beim neuen, modernen Mascherl um nichts anderes als einen Etikettenschwindel, der teuer bezahlt wird bzw. werden muss …

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