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Villareal – Glorie ohne Glanz, aber Glorien-Schein für Rekord-Trainer

Sie waren zumindest optisch die bessere Mannschaft mit den besseren Einzelspielern und den besseren Chancen, sogar einer 100prozentigen, die just einer der Topstars, nämlich Teamspieler Marcus Rashford, beim Pattstand von 1:1 verjuxte. Aber nicht Manchester United, wiederum an spanischen Stieren zerbrochen, sondern der FC Villareal, Inbegriff eines soliden Außenseiters ohne individuelle Glanzlichter, holte sich nach unentschiedener Verlängerung den Riesenpokal als Europa-League-Sieger in einem der dramatischsten Elferschießen, die es je gab.

Ironie des Schicksals, dass just der spanische Keeper der Red Devils, David De Gea, im Torhüter-Schützenduell am Argentinier Rulli scheiterte! Damit entschied der erste Fehlschuss nach 21 Treffern für den Verein aus der spanischen Kleinstadt, der den ehemaligen Champions-League-Finalisten FC Valencia aus der nur 60km entfernten Großstadt Valencia inzwischen auch in der Liga (7 zu 13) überflügelt hat. Man stelle sich vor, dass St. Pölten den Rekordmeister Rapid derart bloßgestellt hätte statt sich selbst in der Relegation mit Klagenfurt zu blamieren. Na, lassen wir solche Vergleiche, die hinken…

Villareal also krönte sich dank unglaublicher Aufopferung und eines Kampfgeistes bis zum Umfallen zur Nummer 1 auf der zweiten Europapokal-Ebene. Noch dazu, ohne eine einzige Niederlage im ganzen Bewerb 2020/21 kassiert, aber – um der Erinnerung nachzuhelfen – in der K.-o.-Phase auch die roten Bullen aus Salzburg zweimal (2:0, 2:1) bei den Hörnern gepackt und eliminiert zu haben. Eine Mannschaft ohne ganz große Namen, die Cheftrainer Unay Emery zumindest im Europapokal zu einer verschworenen, unschlagbaren Einheit geformt hat. Mit dem Elfer-Happy-End von Danzig hat eben dieser Emery jetzt Geschichte geschrieben als viermaliger Europa-League-Sieger (davor 3 x FC Sevilla), der den legendären Giovanni Trapattoni (3x Uefa-Cup) als Rekordler ablöst.

Jener Emery, der nach dem Sevilla-Hattrick als Wunderwuzzi zu Paris-St. Germain geholt worden war, zwar sieben nationale Titel holte, aber international nicht übers Achtelfinale hinauskam – und deshalb entlassen wurde. Da gefeuert, dafür geheuert als Nachfolger von Arsene Wenger beim FC Arsenal, der aber unter ihm warum auch immer zur Karikatur von Kanonieren und Emery neuerlich gefeuert wurde. Pechvogel auf der Insel, Glücksritter auf der Halbinsel, wo er beim FC Villareal dort anknüpfte, wo er 2016 beim FC Sevilla aufgehört hatte. Damit hat sich der Kreis wieder geschlossen. Dank des phänomenalen Widerstandwillens seiner Spieler und des Fehlschusses eines gegnerischen Tormannes, der im fremden Metier patzte. So kurios kann Fußball sein. Ungerecht ist er trotzdem nicht. Knapp daneben ist halt auch vorbei. Manchester United und den Red-Devil-Stars sei´s ins Stammbuch geschrieben …

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