Fussball

Von Nullnummern im Dreierpack und Kleinhäusler-Tum als Vater von Fehlentwicklungen

Sie konnten sich die Hände reichen von Salzburg über Sturm Graz bis Austria Wien: Kein Tor geschossen, zehn Tore kassiert, also 0:10 in drei Europapokalspielen auf drei Orgelpfeifen-Ebenen. Andersrum: An zwei Tagen pfiffen die mit Legionären gespickten rotweißroten Vereine tatsächlich aus den letzten Löchern. Nur blöd gelaufen, wie es allenthalben für den TV-Konsumenten der Übertragungen samt Promi-Analysen drüber gekommen ist? Mitnichten, auch wenn mir als realistischen Beckmesser die positiv gepolten Optimisten in meist schaumgebremster Kritik das durch die Blume weismachen woll(t)en.

Von allen Klubs, die ausgezogen waren, sich in Europa einen größeren Namen zu machen, ist am Ende des Tages mit Müh und Not, aber auch dank Chelsea-Schützenhilfe nur unser Branchen-Primus und Klub-Krösus übriggeblieben. Mit einer auf den Deckel, die sich so gewaschen hatte wie die Pleite, die die Violetten in Be´er Sheva erlebten, einer Wüstenenklave südlich von Tel Aviv. Sieht man vom AC Milan ab, der allerdings auch schon acht Jahre lang nicht mehr unter den Top 16 der Königsklasse gewesen war, so reflektiert der zweistellige „Dreierpack“ auch das untere Mittelmaß des heimischen Vereinsfußballs mit einer Provinz-Liga, in der die einst dominante Millionen-Hauptstadt nur noch eine oft gebeutelte Nebenrolle spielt.

Im Frust ließen die Sturm-Spieler den Tränen der Enttäuschung freien Raum -und Midtjylland durfte jubeln.

Schlag nach bei Rapid und Vaduz, ehedem ein Fußballzwerg, der einem ehemaligen, zweimaligen Europacupfinalisten seine Grenzen oder begrenzten, sportlichen Mitteln aufzeigte! Mittlerweile hat Alexander Wrabetz, der offenbar designierte und offenbar von der Schwiegertochter der Ex-Ex-Klub-Ikone Hanappi (ich hab´s übrigens vor drei Tagen angedeutet) als Vize begleitete Rapid-Präsident in spe und ORF-General ade, schon ein  60-Mille-Budget versprochen, damit Rapid rapide wieder Rapid wird. Das hört sich natürlich vor allem für alle Fans, nicht nur Ultras, sehr gut an. Nichtsdestotrotz ist´s, wie es die Deutschen nennen, sozusagen nur die halbe Miete, weil unterm Dach des Hauses, in dem gespielt wird, halt viel zu viele Kleinhäusler am Werk (en) sind.

Es mag zwar Sozialromantiker begeistern, wenn es in den (Bundes)-Ligen vor Vereinen aus Kleinstädten bis zu größeren Dörfern wimmelt, ich nenne nur Altach, Lustenau, Dornbirn, Wattens, Hartberg, Wolfsberg, Ried, Steyr, Horn, Amstetten bis zu Lafnitz, einen 1600-Seelen-Ort am steirischen Fuße des Wechsels! Was aber bringt´s über temporäre Erfolge mit Ablaufdaten hinaus, wenn lokale, oftmals präsidiale Investoren dann ihre Lust verlieren und nach neuer Laune ihr Geld anders anlegen? Wo sind da, ohne Mateschitz posthum in den (Sponsoren- oder Mäzenen-Himmel zu heben, die visionären Topfunktionäre, die über den Tellerrand hinausschauen, um zukunftsreiche erfolgsorientierte Nachhaltigkeitsprojekte zu entwickeln statt in kurzsichtige, inflationäre bis konkursreife Pläne zu stecken?

Statt in neidgenössischer Einigkeit über die Salzburger herzuziehen, weil sie sozusagen mit vollen Hosen leicht stinken könnten, sollten vernunftgesteuerte Fußball-Experten das Heft in die Hand nehmen, um wie einst unter einem Präsidenten wie Heinz Gerö im Verbund mit Medien-Granden a la Michael Kuhn und meinem Mentor und „Presse“-Vorgänger Gerhard Zimmer mit der Zehnerliga als Konzentration der wichtigen Kräfte die Konsequenzen aus drei Pleiten (0:7 in Wembley gegen England, 0:4 in Hannover gegen Deutschland, verpasste WM74/1:2 gegen Schweden in  Gelsenkirchen) zu ziehen.

Auch die Bullen werden nicht viel kräftiger, wenn man erstens die besten Stücke möglichst schnell um möglichst viele Millionen an den Bestbieter verscherbelt, und wenn sie sich in einer besseren Provinzliga auf viel schwerere Aufgaben einstellen und vorbereiten müssen. Sollte es der ominösen, um nicht zu sagen dubiosen Inseratengeschäfte wegen zur Abwahl des aktuellen ÖFB-Präsidenten kommen, wär´s zu wünschen, dass man sich endlich einmal vom (para-parteilichen) Polit-Dünkel verabschiedet, um den falschen Mann durch eine richtige, durchschlagskräftige, unabhängige und vom Fußball geprägte Respektsperson zu ersetzen. Aber solche Wünsche bleiben, wenn auf alles und jeden Rücksicht genommen wird außer auf den österreichischen Fußball, wohl nur allzu schöne, realitätsferne Träume.    

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