Leichtathletik

Von Pallitsch, der in zweiter Karriere mit Siebenmeilenstiefeln auf Rekordjagd geht

Ehe am heutigen Abend der uns treue Teamchef Ralf Rangnick das Geheimnis lüftet, wer im erweiterten Kader fir die Fußball-Euro steht, ob also auch Alaba und andere Lädierte dabei sind, will ich mich einem ganz anderen Sport zuwenden. Nein, nicht von Thiem und Tennis ist die Rede. Nein, nicht von Felix Gall, dem Sportler des Vorjahres, der nicht im Giro radelt, sondern sich im Höhentraining darauf vorzubereiten, in der Tour de France wieder Höhenluft zu atmen. Nein, nicht vom Ex-Kraulweltmeister Felix Auböck, der ausn London heim ins Österreich kehrte, um unter dem Ungarn Fehervari für Paris 2024 wieder in alte Form zu kommen. Und auch nicht vom Olympia- und WM-Dritten Lukas Weißhaidinger, der derzeit mal besser, mal schlechter, die Wurftechnik nach dem Vorbild des neuen Diskus-Weltrekordlers umzustellen versucht.

Nicht über ihn oder die rekonvaleszenten Mehrkämpferinnen Verena und Ivona will ich in diesem Blog schreiben, aber bei der Leichtathletik bleiben. Und überein Trio, das zuletzt in Rehlingen bei Hockenheim mit Topleistungen und für heimische Begriffe auch Topzeiten hat so aufhorchen lassen wie zuvor der kaum 20jöhrige Hürdensprinter Enzo Diessl, mittlerweile für die EM in Rom qualifiziert.

Es geht neben zwei relativ jungen Hupfern (im übertragenen Sinn), dem erst 21jährigen 5000m-Talent Sebastian Frey, der mehrheitlich im Ausland trainiert, und dem 26jährigen 3000m-Hindernisläufer Tobias Rattinger aus Steyr vor allem um einen   Mittdreißiger, der auf dem zweiten Karriereweg sozusagen Siebenmeilenstiefel angezogen hat, um auf der klassischen Mittelstrecke über 1500m dem mehr als 20 Jahre alten Rekord von Günther Weidlinger in der absoluten Klassezeit von  3:33,78 Minuten die Fersen zu zeigen. Als 34jähriger, der das Rad der Zeit um Jahre zurückdrehte.
Ich spreche, nein: schreibe über einen gewissen Raphael Pallitsch, der als kaum 20jähriges Versprechen schon WM- und EM-Limits lief, ehe ihn eine schmerzhafte, chronische Zehenverletzung vor knapp zehn Jahren dazu zwang, die Karriere zu beenden und dafür sein Studium abzuschließen, eine außergewöhnliche Kombination von Sport und Bewegung zum einen, katholischer Religion und zusätzlich Ethik zum anderen.
Schmerzbefreit, aber voller Tatendrang kehrte er als Lehrer a. D. im ersten Pandemiejahr auf die Laufbahn zurück, um nachzuholen, was er versäumt hatte. Von Jahr zu Jahr wurde der frühere 800m-Spezialist vor allem über 1500m schneller, knackte erstmals die 3:40-Schallmauer, ehe er bei der Budapest-WM 2023 eine 3:36er-Zeit, die ihm signalisierte, dass er mit Mut zum Risiko noch schneller laufen könnte nach dem Prinzip, dass der Kopf auch den Körper und damit auch die Beine steuert. In Anspielung auf das Studium des Magisters kann man nur sagen: Gott sei´s gedankt, dass es noch solche Dickschädel im Sport gibt, bei denen der Glaube (an sich selbst) nicht nur Berge, sondern auch Rekorde versetzt. Und es nie zu spät ist, auf Augenhöhe mit Europaklasse auf dem Laufenden zu sein…   

 

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