Fussball

Was an den mit einer lachhaften Ausnahme bestätigten Rapid-Urteilen irritiert

APA/Hochmuth

Als Autor der ersten Biografien von Hans Krankl und dem morgen 60jährigen Toni Polster kann ich von mir behaupten, dass ich journalistisch nie eine grünweiße oder violette Schlagseite gehabt hab´. Das erste Urteil und erst recht die Wach-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass-Entscheidung der Berufungsinstanz sind für mich keine sportlich fairen, darum für mich nicht nachvollziehbare Strafen für zu Recht angeprangertem beleidigende homophobe oder sexistische Gesänge, die just von Galionsfiguren und Führungskräften nach dem 3:0-Derby-Heimsieg von Rapid gegen Austria nach acht verfluchten Jahren angestimmt worden waren.

Abgesehen davon, dass ich – wie auch zahlreiche Kicker – der Meinung war und bin, dass man im Fußball nicht jedes Wort, das aus welch (primitiven) Reaktionen oder Emotionen fällt, auf die Waagschale legen sollte, empfinde ich vor allem die mit Ausnahme von Tormann Hedl bestätigten Strafen und damit Sperren für Rapid-Schlüsselspieler just vor dem Hopp-oder-Drop-Duell in Klagenfurt (gegen Ex-Rapid-Meistermacher Pacult) als unsportlichen Eingriff ins sportliche Geschehen. 

Gar keine Frage, dass die verbalen Übergriffe der Rapidler natürlich geahndet werden mussten und müssen, auch keine Frage, dass ein Denkzettel für die Entgleisungen angebracht war und ist, aber – dem Vizekanzler und Sportminister, der sich da allzu laut auch im Sinne seines andersrum grünen Klientel eingemischt hat, ins Stammbuch – man sollte doch zwischen „Fouls“ gegen jeden Anstand, faires Verhalten und mehr als nur politische Korrektheit auf Tribünen und vor Kabinen zum einen, aber groben Foulspiels auf dem Feld und im Spiel einen klaren Trennstrich ziehen.

Ich schließe mich da der Meinung vieler (nicht nur grünweißer) Fußballfans in sozialen Medien an, die der Ansicht sind, dass man über die Großverdiener unter den bestraften Rapidlern empfindliche Geldstrafen verhängen hätte sollen, die zweckgebunden sowohl Besserungs-Workshops als auch Sozialprojekte zugeführt werden. Auch ein oder zwei „Geisterspiele“ ohne Zuschauer hätte ich für eine vernünftigere Bestrafung gehalten als teils unbedingte, teils bedingte ziemlich lange Sperren, die den Verein womöglich so schwächen, dass er sportlich unten durch ist. Was, wer weiß, vielleicht Absicht ist…

Und was die Urteile der Berufungsinstanz betrifft, so ist´s für mein (nichtakademisches) Rechtsempfinden ein mehr als schlechter Witz, dass Rapid-Tormann Hedl deshalb begnadigt wurde, weil er nur am Rande der Schreihälse gestanden, also nur eine Randfigur des folgenschweren Skandals gewesen wäre. Wer soll solche Fußballrichter ernst nehmen, die solch lachhafte Urteilsbegründungen auf Lager haben?

PS: Wenn stimmt, was mir ein Derby-Besucher erzählt, wenn also tatsächlich violette Fans ein beleidigendes Spruchband entrollt haben, in dem die Rapidler als „Hurensöhne“ diffamiert wurden, dann frage ich mich schon, ob manche Richter etwa auf einem Auge blind sind…?

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