Schwimmen

Was kann der Verband dafür, dass wenige Ausnahmen so schnell schwimmen oder gut tanzen?

Bei Durchsicht diverser Medien, Online-Portalen und Leser-Foren bin ich etwa beim „Standard“ auf interessante und sogar von Fachwissen geprägte Reaktionen zum Medaillen-Triplepack des Salzburger Brustschwimmers Luka Mladenovic bei der Junioren-WM in Lima gestoßen. Auch meine Person kann nur den Hut ziehen und gratulieren zum kompletten Medaillensatz (100m Gold/200m Silber/50m Bronze), wobei die Silberne über 200m von der Zeit und Punktetabelle her weit mehr wiegt und größere Zukunftsperspektiven eröffnet als der Gold-Hunderter. Und nicht nur ihm, sondern auch seinem ersten Förderer Clemens Weis, Krebs-Survivor, Buchautor und Salzburger Schwimmpräsident, und seinem aktuellen Trainer mit bulgarischen Wurzeln, Plamen Ryaskov, die das alles mit vereinten Kräften ermöglicht haben, kaynn man nur beglückwünschen.

Natürlich stimmt auch, was übrigens nicht der böse Realist Metzger, sondern manch mir unbekannte Insider des Schwimmsports angemerkt haben, dass anderer kontinentaler Meisterschaften halber oder der Commonwealth Games wegen die meisten Jungstars aus USA, Australien, Großbritannien, natürlich auch die gesperrten (Weiß)-Russen etc. nicht dabei waren. Nichtsdestotrotz muss aber jeder Sportler erst einmal solche Lücken auch dazu nützen, sie zu füllen. Und wenn das dann mit Bestzeiten geschieht, die veredelt wurden, dann war und ist das im Falle des Luka Mladenovic nicht nur aller Ehren wert, sondern aufgrund überwundener Verletzungsprobleme, überstandener Corona-Zwangspause, schulischem Stress und für Nachbarländer eher lachhafter Trainingsbedingungen geradezu sensationell!

Wie das, bitte vielmals, wird der geneigte Blog-Leser womöglich fragen? Gibt´s in Salzburg nahe Hallein nicht das Leistungszentrum Rif? Ja, das gibt es, aber nicht mit allem Drum und Dran, sondern mit einer Schwimmhalle, in der es -halten Sie sich an und nicht den Bauch vor Lachen – nur zwei, jawohl zwei 50m-Bahnen gibt! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Und diese zwei Bahnen sind Indoor die beiden einzigen von olympischem Ausmaß in ganz West- und Südösterreich, also abseits von Wien (Stadthalle), Graz (Auster) und Linz (Gugl).

Sapperlot, da wurde ja trotz Generationen, die Wellen geschlagen haben (Rogan, Jukic-Geschwister, Podoprigora, Nadarajah, Koschischek u. a.) oder wieder schlagen (Auböck, Bucher, Bayer, Rothbauer, Reitshammer, Gigler, Grabowski) sowohl vom Sportministerium als auch vom Schwimmverband ganz tolle Arbeit geleistet, um in Topbedingungen zu baden, nicht wahr! Oder, um einen abgewandelten alten Kino-Hit zu zitieren, den der Ex-Schwimmer, Ex-Mediziner und Schwimmer-Vater, der unvergessene Gunter Philipp, einst als Singvogel im Helikopter geträllert hat: Was kann denn (nicht der Sigismund, sondern) der Schwimmverband dafür, dass der Mladenovic, der Auböck, der Bucher, der Bayer und wie sie alle heißen, so schnell und die drei austro-griechischen Nixen so hart zu sich und darum so gut sind?

Auf den ersten Blick waren und sind die heurigen Schwimm(er)-Leistungen natürlich beeindruckend, da sagt ja jeder Laie zu Recht: Toll oder Neudeutsch eher: Wow! Aufpassen, dass man sich da kein X für ein U vormachen lässt! Die Erfolge von heute wurzeln fast alle in Entscheidungen, Engagements oder Einbürgerungen, die Jahre zurückliegen – und viele Medaillen, Endläufe und Rekorde sind nicht, wie der Volksmund sagt, auf dem Mist der aktuellen Führung gewachsen. Auch wenn eben diese den SportlerInnen mir gegenüber als international dekorierten Schwimmexperten den Mund verbieten und – es lebe die Demokratur! – einen Maulkorb umhängen wollen, so müssen die Dinge nicht aus Selbstzweck, sondern der Ordnung halber zurechtgerückt werden. Alles schön der (Jahres)-Ringe und der Reihe nach:

Den Anfang machen dabei die Synchron-Nixen- Das Austro-griechische Alexandri-Trio Anna Maria, Eirini und Vasiliki kam mit und dank ihrer bulgarischen Trainerin Albena Mladenova (war zuvor schon einmal in Wien tätig) bereits 2013/14 nach Österreich, um hier eingebürgert und Weltspitze zu werden!

Der ungarische Erfolgstrainer Balazs Fehervari übernahm im Herbst 2014 das Zepter in der Südstadt, wo es dank Junioren-Vizeweltmeisterin Grabowski, Youth-Olympic-Games-Medaillistin Kahler, Rothbauer, Bayer und Co. viel Auftrieb gab!

Der Vöslauer Felix Auböck verließ nach der Berlin-EM 2014 (mit Bronze für Lisa Zaiser, die in Spittal/Drau von Ferdinand Kendi jahrelang ebenso ausgebildet wurde wie Staffel-Krauler Heiko Gigler) die Südstadt, um via Berlin, Michigan und Südstadt-Intermezzo (ohne Sponsor) nach England zu flüchten, wo aus ihm ein Kraulweltmeister wurde!

Die Tiroler Bernhard Reitshammer und Simon Bucher mussten das heimatliche Innsbruck verlassen, um sich im Linzer-50er-Pool auf der Gugl zu Rekord-, EM-Medaillen- und Endlaufschwimmern zu entwickeln!

Der umtriebige deutsche Trainer Dirk Lange nahm sich schon vor Jahren in Graz der Pilhatsch-Tochter Caro an, aus der eine Kurzsprint-Kurzbahn-Vizeweltmeisterin wurde. Was die einstige Hochburg Wien betrifft, so herrscht nur dort mehr oder weniger Ebbe, wohl aus Mangel an Trainingszeiten und Bahnen.

Zur gleichen Zeit der Medaillen hat es der Schwimmverband allerdings geschafft, trotz auch medial gut verkaufbarer Erfolge KEINEN ähnlich großzügigen Sponsor zu finden wie ehedem (übrigens damals vom Blogger vermittelt) die Volksbank oder danach den Großbäcker Ströck, der lieber in einzelne Topsportler als in Bürokratie investiert.

Ja, das sind Fakten, die manch einer nicht gern hört, die aber nichts daran ändern, dass die Rahmenbedingungen der aktuellen Erfolge nicht würdig sind, die über Jahre hinweg aufgebaut wurden. Und wer sich die großen Zeit-Lücken anschaut, die sich hinter dem halben Dutzend an Topschwimmern auftun, erst recht aber hinter den Ex-Griechen-Grazien, der kann  und muss darauf hoffen, dass quasi aus dem Nichts wieder Wunderkinder wie von Rogan über Auböck bis zu einem Bucher auftauchen, die uns vorgaukeln, eine tolle Schwimm-Nation zu sein.

Alles andere ist, auch wenn´s auf den ersten Blick viel, viel schöner ausschaut, nur Etikettenschwindel. Interessant, dass das in den einschlägigen Foren als wahrer Standard auch so erkannt wurde…

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