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Wenn Fans dem Tennis die Türen einrennen, darf Wien schon von 1000er-Turnier träumen ,

 Im Vorjahr hatten sie in Kitzbühel den ersten ATP-Turniersieg gefeiert, jetzt setzten sie ihrer Karriere in Wien die Krone auf: Lucas Miedler aus Tulln und Alexander Erler aus Kufstein triumphierten im Doppelfinale der Erste Bank Open mit 6:3, 7:6 (7:1) gegen die schon ziemlich betagten Argentinier Maximo Gonzales (bald 40) und Andres Molteni (bald 35). Welch eine sentimentale, patriotische Story mit zwei siegreichen Hauptdarstellern, die ja nur dank einer Wildcard mitspielen hatten dürfen. Und sich sowohl sportlich mit dem Sieg als auch danach verbal beim Turnierdirektor Herwig Straka dafür bedankten. Und bei den Tennisfans, die ihnen den Rücken gestärkt hätten. Wie auch Dominic Thiem, als er Tommy Paul mit der Publikumsunterstützung doch noch von der Schaufel gesprungen war.

Thiem und Miedler wie Erler profitierten von begeisterten Zuschauern und der tollen Stimmung in der traditionsreichen Stadthalle – Turnierdirektor Herwig Straka hingegen konnte sich schon vor dem Finaltag die Hände reiben. Nicht nur, dass erstmals die 70.000-Zuschauer-Marke (auch dank des Nebenschauplatzes Heumarkt) geknackt wurde, ist´s bei allem Respekt vor Thiem gelungen, „dass wir nicht mehr abhängig sind von einem Lokalmatador als Ticketseller!“ Auch deshalb, weil sich das Interesse anders als ehedem mit den großen Drei (Federer, Nadal, Djokovic) mittlerweile auf eine größere Anzahl an Spielern verteilt, „die aber vielen ein Begriff sind, ob sie jetzt Medwedew, Rublew, Tsitsipas, Sinner etc. heißen!“ Und dazu fügte Straka auch an, „dass der Ausländeranteil an Zuschauern heuer bei 20 Prozent gelegen ist …“

 

Kein Wunder, dass sowohl Straka als auch Wiens (Nicht-nur) Sportstadtrat Peter Hacker von selbst das Thema eines 1000er-Turniers in den Raum stellen, „wenn Türen so aufgehen wie damals, als wir von Valencia das 500er übernommen haben!“ Dank Sponsor Erste Bank und der Stadt Wien, die inzwischen beide den Vertrag schon wieder verlängert haben. Für alle ist der Return of Investment, ohne exakte Zahlen nennen zu können, den Einsatz mehr als nur wert gewesen, der Name Vienna ging um die Welt, für den Wien-Tourismus werblich ein Atout in der Off-Season. D

arum denkt man insgeheim halt für den Fall des Ernstfalls schon an ein 1000er, für das trotz aller Lobeshymnen selbst der Turnier-Capos von Madrid und Basel die Wiener Stadthalle bereits zu klein, zu alt, zu hausbacken geworden ist. Und man angesichts des Zuschauerbooms („Wir waren erstmals mit Schwarzmarkt konfrontiert, wir hätten doppelt so viele Tickets verkaufen können!“) auf einen Wechsel in die neue, moderne Eventhalle für 20.000 in St. Marx hofft.

Wenn Hacker von einem gelungenen Puzzle (inklusive kaum Corona-Beschränkungen) spricht, die das Tennisturnier zu einem Kassenschlager und Publikumsmagneten gemacht hätten, vergisst er den vielleicht wichtigsten aller Faktoren, der nicht zuletzt auf ihn als Wien-Sportchef wie ein Bumerang zurückfällt. Von einer Sportstadt namens Wien kann angesichts mehrheitlich fehlender Rahmenbedingungen wahrlich keine Rede sein. Ob Rapid und Austria im Fußball über Handball, Basketball, Volleyball, Leichtathletik und Schwimmen sind Wien-Vereine ebenso wie fast alle Wien-SportlerInnen international mittlerweile bestenfalls zweitklassig oder nicht konkurrenzfähig.

Und gerade deshalb sei bei dieser Gelegenheit am Rande auch erwähnt, dass es sich bei den aktuell auf Weltklasse-Niveau besten Wien-SportlerInnen um Snowboarder handelt, jawohl um Flachländer als Schneesportler: Manuela Mandl als Ex-Weltmeisterin und zuletzt WM-Dritte im Free-Riden zwischen Felsen, und den zweimaligen Boardercross-OIympia-Teilnehmer Lukas Pachner! Da Wien aber immer mehr und schneller von sportlicher Weltklasse ausgehungert ist, rennt es dem Tennisturnier mit Weltklasseformat die Türen ein. Ein anderer Event mit solch einer Nachhaltigkeit in Wien ist mir hingegen nicht bekannt. Dem jovial-humorvollen, aber knallharten Politprofi Hacker (nomen est omen) wohl auch nicht…

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