Tennis

Boris, ab in den Knast oder: Wem hilft´s, wenn er Jahre im High Security Prison sitzt?

Zweieinhalb Jahre Haft für Boris Becker und vom Gerichtssaal direkt ab in den Knast! Das auch als abschreckend apostrophierte Urteil von Deborah Taylor, der Richterin gnadenlos am Southwark Crown Court in London schlug Wellen rund um die Welt – nicht nur im Tennis und im Sport! Tiefer als das einst weltweit hofierte Wimbledon-Wunderkind, der umtriebige Tennisexperte, skandalumwitterte Frauenverführer und schon einmal verurteilte Steuerschuldner ist als Medienmagnet meines Wissens nach nur O. J. Simpson gefallen – erst im Doppelmordprozess freigesprochen, Jahre später aus trivialem Grund aber doch eingekastelter US-Footballstar!

Bei Boris ging´s nicht um Leben und Tod, sondern um mehr oder weniger beträchtliche Besitztümer, die er aus welchen Gründen immer – vielleicht auch der vier Kinder wegen – in seinem Insolvenzverfahren verschleiert hat oder haben soll. Da sich an Boris die Geister schon immer geschieden haben, kaum dass er vom Tennis-Weltstar zur Zielscheibe der Paparazzi und – auch aus Mitverschulden – der Regenbogenpresse geworden war, hat auch der nicht nur für meine Begriffe gnadenlose Urteilsspruch ein Pro und Kontra ausgelöst.

Nicht nur da und dort, hin und wieder hört man so etwas wie Neidgenossenschaft, Schadenfreude und sogar Bravissimo heraus, dass es die englische Perücken-Richterin einem der „Großkopferten“ gezeigt habe, dass es keine Gleicheren als Gleicheren geben dürfe, zumindest nicht im Reich von Her Majesty, der Queen. Und da das Bobele zudem auf seiner Unschuld beharrt und keine Reue gezeigt habe, hätte er es auch verdient, dass die Post vom Court direkt abgeht in womöglich eines der Hochsicherheitsgefängnisse des Kingdom.

Ich kann Günter Bresnik, der Boris Becker in den 90er-Jahren aus einem Tief geholt und m Hexenkessel von Frankfurt zum Comeback als ATP-Champion verholfen hat, nur zustimmen. Wem bitte vielmals, und was, bitte vielmals, soll die ganze oder mit Fußfessel halbierte Haftstrafe eines finanziell gefallenen Tennisengels bringen? Damit ein ehemaliger Superstar, ist der Ruf einmal ruiniert, nicht ungeniert weiterleben kann? Und wenn Deborah Taylor dazu meinte, sie hätte Becker ja für jeden einzelnen der vier verbliebenen Anklagepunkte, deren er schuldig gesprochen worden, jeweils 18 Monate geben können, dann frage ich mich weit weg vom Schuss schon, ob in dieser Frau nicht auch so etwas wie ein Rache-Engel stecken könnte.

Ja, wem hilft´s, wenn ein gedemütigter, mittelloser B. B. mit anderen Schwerstkriminellen, womöglich Gewaltverbrechern, die Tage, nein: Jahre in einem High Security Prison verbringt? Da wär´s wohl weit g´scheiter, Leute wie ihn und andere schon aus Vernunft- und Demutsgründen zu einer Sozialarbeit zu verurteilen, bei der er erstens aus ganz anderer Warte ein keineswegs süßes oder rosiges Leben sieht, dafür aber (s)einen Obolus an die Gesellschaft leisten muss. Wenn sie mich fragen, dann trifft dieses harte bis brutale Urteil aber nicht nur Boris Becker, sondern patzt auch unterschwellig und unterbewusst mit ihm als eine der schillernden Galionsfiguren den Sport mit dem ungesagten Unterton an: Geld verdirbt halt den Charakter. Oder verdreht den Kopf, bis man ihn endgültig verliert. Schlimm!

PS: Es sind zwar zwei Paar Schuhe, andere Länder und andere Paragrafen – trotzdem sei zum Vergleich erwähnt, dass der mir persönlich gut bekannte, von mehr sehr geschätzte Grissmann-Schwiegersohn, Snowboard-Olympiasieger und Weltmeister Benjamin Karl für einen von ihm zumindest teilweise verursachten Verkehrsunfall mit Todes- und Verletzungs-Folgen zu einer bedingten Haftstrafe von drei Monaten verurteilt wurde – wenige Tage nach Ehrung und Ordensverleihung in seiner NÖ-Heimat. 

 

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