Fussball

Fall Jasic oder: Es darf nicht sein, dass man selbst dafür bezahlt, dass andere davon profitieren

Für Fußball-Insidern war er zwar bekannt, aber abseits davon sicher kein Begriff. Über Nacht aber ist Adis Jasic deshalb ins Gespräch gekommen, weil er als gebürtiger Kärntner aus St. Veit an der Glan mit österreichischer Staatsbürgerschaft, aber als Sohn bosnischer Zuwanderer dem ÖFB und unserem Nationalteam einen Korb gegeben hat. Das alles wäre ja noch nicht so dramatisch, hätte der 21jährige Rechtsverteidiger vom Wolfsberger AC zum einen von U16 aufwärts bis zum Debüt im U21-Team in allen heimischen Nachwuchs-Auswahlen gespielt, zum anderen aber sowohl die Ausbildung in Leistungszentren ebenso genossen wie einen Platz im HSZ des Bundesheeres, den er damit einem anderen Kandidaten weggenommen hat.

Na ja, Dank oder Loyalität in Zeiten wie diesen gelten ja sowieso als Werte von Vorgestern, von patriotischen bis zu – nein, lassen wir lieber diese Vokabel – noch stärkeren Gefühlen. Da mich Adis Jasic bisher wenig bis gar interessiert hat, habe ich erst jetzt erfahren, dass sein Berater oder Manager angeblich schon im Herbst den ÖFB bzw. Sportdirektor Schöttel von einem Angebot Bosniens und einer Tendenz, es zu akzeptieren, informiert haben soll. Warum der Fußballbund und sein Sportdirektor, von dem man übrigens seit der Verpflichtung von Ralf Rangnick als Teamchef so gut wie nichts mehr gehört hat, offensichtlich zu wenig oder gar nicht darauf reagiert haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Jedenfalls muss einiges schiefgelaufen sein, ganz abgesehen davon, dass es sowohl Aufgabe der Interimsführung des Fußballbundes als auch und vor allem des Sportministers/der Heereschefin sein müsste, auf diese Doppelzüngigkeit ohne Wenn und Aber die richtige Antwort zu geben. Und die müsste eben ohne Wenn und Aber heißen, dass dem Jung-Twen die Rechnung für alle Ausgaben und Vorteile präsentiert wird, die er genossen hat – auch wenn das dem einen oder anderen Genossen oder Grünen nicht passt, weil man ja Doch-nicht-Österreichern mit Migrationshintergrund keineswegs die Rute ins Fenster stellen darf.

Ja, es muss endlich Schluss sein, dass wir auch im Sport ausgenützt und dann noch ohne Rücksicht auf Verluste mit Missachtung bestraft werden. Der Fall Jasic ist ja keine Premiere, sondern nur die Neuauflage des (starken) Stücks vom Rapid-Kroaten Ljubicic, der sich – auch sportlich kaum ausgewachsen – für die Heimat der Eltern und gegen seine Kindheits-und Jugend-Heimat entschieden hat. Auch wenn´s vielleicht besser ist, auf Spieler zu verzichten, deren Herz sowieso nicht für Rotweißrot schlägt, so darf das noch lange nicht heißen, dass wir selbst dafür bezahlen, dass unsere möglichen Gegner davon profitieren. Das ist nämlich eine ganz spezielle, subtile Form an Fußball-Masochismus, die zu verhindern eigentlich auch Sache eines Sportdirektors sein sollte, sofern er interessiert, willens und Manns genug dazu ist …

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen