Fussball

Heimischer Frauenfußball oder: Wo Live-TV zur Negativ-Werbung wird

Frauen vor, noch ein Tor! Wer sich daran erinnert, wie Seiten- und Zeiten lang unsere wackeren rotweißroten Kicker-Damen vor einigen Wochen in einer sich selbst geradezu überbietenden Eu(ro)phorie bis Hysterie in den Himmel gehoben wurden, der musste heute vormittags bei der heimischen ORF-TV-Realität richtiggehend erschrecken. Die Live-Übertragung des Bundesliga-Auftakt-Schlagers zwischen der neuerdings Landhaus-losen Austria und dem ehemaligen Serienmeister Neulengbach lieferte ein Zerrbild der auch medial ganz schön übertriebenen Euro-Mania auf der Insel.

Zur besten Samstag-Matinee-Zeit sah man eine schütter gefüllte Arena im Kleinstadion am Lande, von der eingefleischte Fans auf zwei sich auf desolatem Rasen plagende Frauenschaften blickten, die zu kaum einer vernünftig abgeschlossen Aktion fähig waren. Oder, um der Wahrheit die Ehre zu geben, einen ziemlich provinziellen Kick vollführten, wie man ihn sonst vielleicht in einer Landesliga-Unterliga oder in Wien auf der Spenadlwiese verfolgen kann oder konnte. Unser aus einem doch eingeschränkten Kreis an Legionärinnen geformte Ösi-Nationalteam ist, wie bei den Männern, die Salzburger Dosen-Bullen ausgenommen, kein wahrer Spiegel der heimischen Spielstärke, das hat ja die Mehrfach-Tristesse in den diversen Europacup-Bewerben auf ernüchternde Art und Weise demonstriert.

Der von manch Politiker-Seite immer wieder artikulierte Ruf nach Gender-Parität, also Gleichstellung von Mann und Frau oder was immer noch kommen sollte auch im Fußball, entbehrt jedenfalls vorderhand jedes Realitätssinns, weil ziemlich leere Ränge, ziemlich verkorkste Aktionen, ziemlich verpasste Chancen halt alles andere denn Ticketseller oder Quoten-Queens sind, die einen wirklich professionellen Betrieb ermöglichen. Wie die Dinge liegen, so können weder politische Forderungen noch vorauseilender TV-Gehorsam etwas daran ändern, dass der Frauenfußball (nicht nur) hierzulande von wenigen Ausnahme-Situationen abgesehen noch Auf- und Nachholbedarf von Jahr(zehnt)en hat.

Bei allem Respekt vor den Kampfbienen, die dem runden Kunstleder mit Leidenschaft, Inbrunst und mehr oder manchmal weniger Können nachjagen, so kann der Frauenfußball zumindest in Österreich trotz dazu animierter halbstaatlicher oder aber lokaler Sponsoren noch nicht auf eigenen Beinen stehen. Das hat nichts mit Mann und Macho zu tun, was von gewissen Seiten gern getan wird, sondern ist eine ganz nüchterne Bestandsaufnahme dessen, was uns auch der ORF am Samstag, 27. August 2022, nur wenige Wochen nach der Euro-Phorie frei Haus geliefert hat. In guter Absicht, aber im falschen Glauben, mit Live is Life ein Opus, also gutes Werk, für den Frauenfußball zu tun.

Solche Übertragungen in politischer Korrektheit dienen eher dazu, wegzuschauen oder abzuschalten, da kann die aufgeregte ORF-Kommentatorin in eigener Sache noch so auf eine Wiederholung der “Highlights” zur Abendstunde hinweisen. Kontraproduktiv meiner bescheidenen Meinung nach, zu der ich stehe, obwohl mich manche darob verfluchen und verdammen. Auch für den heimischen Sport wäre es um  Eckhäuser wichtiger und besser, sich zum Beispiel die TV-Rechte für die Diamond League der Leichtathletik, Golf-Top-Turniere mit österreichischen Kapazundern oder andere, echte Highlights des Bewegungs- und in Zeiten wie diesen nicht nur motorisch bewegten Sports zu besorgen. 

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