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Vom Stabhochsprungwunder Duplantis und einer Fahnenstange, die noch kein Ende hat

Im Schatten des Ukraine-Krieges findet nichtsdestotrotz immer noch Spitzensport statt, nicht nur buchstäblich weit vom Schuss in Amerika (NHL, NBA) und in China (Paralympics), sondern auch in Europa mit Skirennen und Hallensport ohne (Weiß)-Russen. Und dabei gab´s im wahrsten Sinn des Wortes einen neuen Höhenflug des amerikanischen Schweden kreolischer Abstammung, Armand Duplantis. Ebendort, wo demnächst die Hallen-Leichtathletik-WM stattfindet, nämlich in Belgrad, machte der 1,81m große Olympiasieger, Welt- und Europameister mit einem neuen (Hallen)-Weltrekord im Stabhochsprung schon jetzt Reklame für diese Titelkämpfe – und damit auch Lust auf mehr. Mit dem Sprung über 6,19 m schraubte Duplantis, trainiert vom US-Papa, der einst die Weltklassehöhe von 5,80m gemeistert hatte, die eigene Bestmarke wieder um ein Scheibchen in die Höhe – ganz so, wie das einst der jahrelang unschlagbare Sergej Bubka mit hohen Prämien verbundenen Zentimeter-Steigerungen getan hatte.

Als Superman Bubka den Weltrekord sukzessive bis auf 6,15 (Halle) bzw. 6,14 (Freiluft) geschraubt hatte, dachten viele, es wäre das Ende der Fahnenstange mit dem biegsamen Glasfiberstab, der einst Bambus ersetzt hatte. Dann gelang dem Franzosen Renaud Lavillenie (6,16m), betreut vom Ex-Weltrekordler und Olympiasieger Philippe Houvion, der Sprung aus dem endlos langen Bubka-Schatten, ehe ihn der junge Hupfer Duplantis verdrängte. Anders als im Hochsprung, wo die Besten auch körperlich zu den Größten zählen, also mehr als Gardemaß haben müssen, um zur ersten Garde zu zählen, ist das bei den Stabhochspringern deshalb anders gelagert, weil es dabei auch um Schnellkraft und Drehmoment geht, also die Anforderungen zumindest partiell ähnlich jenen im Turnsport sind. Diese artistischen Komponenten und Elemente sind es ja, die das Stabhochspringen immer wieder zu einer spektakulären Attraktion machen. Und schon immer gemacht haben.

In diesem Zusammenhang möchte ich an das Gastspiel des ehemaligen US-Weltrekordlers Bob Gutowski (4,78) in den 50er-Jahren auf dem damals noch von Leichtathleten frequentierten WAC-Platz im Prater erinnern. Da für heimische Begriffe damals schon ein 4m-Sprung – unter anderem vom späteren ORF-Sport-Starregisseur Lucky Schmidtleitner – zu den höchsten der Gefühle gehörte, gab´s noch keine geeignete Anlage für Sprünge über 4,50m, Und weil dem so war, wie es für die heutige Generation nachgerade unwahrscheinlich klingt, mussten damals Kisten herhalten, um die Latte auf die von Gutowski verlangte Höhe zu legen. Inzwischen ist man sozusagen eine Etage höher gelandet, samt Mezzanin schon im ersten Stock eines Wohnhauses. Und wer sagt, dass der gute Ami-Schwede aus Pennsylvania schon der Weisheit letzter Schluss oder wie Bubka, der 6m-Pionier, ein Türöffner ist, der ein ums andere Mal, ob es um Gold oder Geld geht, nur neuen Zukunftsvisionen vorgreift. Noch scheint ein Ende dieser fast schon unheimlichen Entwicklung off Limits zu sein…

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