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Wie sich die Thiem-Schraube im Teufelskreis von (Ohn)Macht der Gewohnheit dreht

Auch wenn´s die in verschiedenen Formen federführenden Leute im Tennisverband nicht gerne hören, so möchte ich wieder einmal betonen, dass bestes Networking, Lobbying bei Sponsoren und gütige Berichterstattung über fehlende Einzel-Erfolge auf höchster Ebene, sprich: ATP- und WTA-Turnieren, a la longue nicht hinwegtäuschen können. Ja, mit vereinten Kräften haben sich Miedler und Erler im Doppel etabliert, das ist aller Ehren wert, aber wie Insider wissen, hat zuletzt ein Top-20-Amerikaner wie der 2,11-Riese Reilly Opelka sogar lautstark gefordert, das Doppel abzuschaffen, weil es nur Geld kostet, aber auf wenig Interesse stößt. Ja, das hat er gesagt.

Und wahr ist auch, das Julia Grabher bei den Top-Turnieren nicht wirklich reüssiert, auch wenn  sie wie jetzt in Miami durch die Absage der Nr. 1 mit Freilos in die 2. Runde und zu gutem Geld kam – mehr als unser aller Dominic, der als Thieminho schon zum Auftakt ausschied. Grabher ist ehrgeizig, fleißig, kampfstark, an guten Tagen eine Top-100-Spielerin. Oder weniger elegant, aber plakativ formuliert: Auch aus einem aufgemotzten VW wird kein Turbo-Porsche. Und wenn ein, siehe Thiem, davor kraftstrotzender Porsche auf ein paar Zylindern weniger läuft, dann geht´s eben ab in die Kriechspur und Sackgasse. Nicht zu leugnen. Nicht zum Schönreden, wie´s manche gerne hätten.   

Wie gehabt. Wieder nichts. Wieder verloren. Das achte Mal in neun Duellen. Desaströs. Niederschmetternd. Teufelskreis. Satzball vergeben, Match glatt verloren gegen den Italiener Sonego. Ein guter Mann, früher aber nicht einmal seine Kragenweite. Langsam oder eigentlich schon immer eiliger sollt´s Zeit werden, dass ein US-Open-Sieger und eine ehemalige Nr. 3 der Welt wie Thiem sich nicht selbst ein ums andere Mal vertröstet bis belügt, dass bald wieder wird, wie es schon war, sondern endlich Nägel mit Köpfen macht, um sich neue Perspektiven (im Tennis) zu eröffnen.

So, wie sich aktuell das Rad bei dem mit sich selbst im Clinch liegenden Topstar von Vorgestern dreht, hat das weder mit Selbstkritik noch Selbsterkenntnis zu tun. Ich erinnere mich dabei an Worte eines anderen Stars der Szene, der über die beängstigende Thiem-Entwicklung auch mit dem alten, neuen Team rundherum gesagt hat: „Es schaut so aus, als wäre er auf einem Selbstvernichtungstrieb!“

Dass der im 30. Lebensjahr befindliche Dominic in aller Not zur letzten Hilfe greifen würde, sprich: Rückkehr zu Günter Bresnik, scheint angesichts des Porzellans, das zerschlagen wurde, so gut wie illusorisch. Aber dass er sich zwar von seinem spanischen Management getrennt hat, um es in junge, brüderliche Hände zu legen, nicht aber auch vom einem seit zwei Jahren ständig scheiternden Langzeittrainer, zeugt meiner Ansicht nach von falscher Loyalität oder einer (Ohn-)Macht der Gewohnheit.

Jetzt bin ich schon neugierig, ob und wenn wie es Dominic Thiem schafft oder schaffen kann, den  gordischen Knoten zu durchschlagen. Oder ob sich mit jeder „Schrauf´n“, also Schraube, die Abwärtsspirale noch weiterdreht und dreht, bis sie durchdreht. Es wäre schade um ihn wie ums österreichische Tennis, das über soziales, mediales und wirtschaftliches Networking hinaus auch Galionsfiguren braucht, die beim Spiel übers Netz für Furore bis Euphorie sorgen. So gesehen wäre Thiem nicht nur seines, sondern auch des heimischen Tennis Glückes Schmied…

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